Nordex (WKN: A0D655) verbucht seinen ersten Großauftrag in der Balkanregion, die leidgeplagten Anleger kümmert’s nicht: Die Aktie rutscht bis zum Mittag um -5,77% auf 9,47 € ab. Nach der Gewinnwarnung Ende Mai fehlt vielen Börsianern der Glaube an einen Turnaround des Windkraftanlagenbauers. Dabei gibt die Bundesregierung in der Branche derzeit Anlass zur Hoffnung.

Die Nordex Group mit Sitz in Hamburg fertigt, errichtet und wartet Onshore-Windkraftanlagen für den Weltmarkt. Der Konzern hat seine Hauptproduktionsstätte in Rostock, Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften sind in 19 Staaten vertreten. In über 40 Märkten hat die Unternehmensgruppe eine Windenergieleistung von insgesamt 37 Gigawatt (GW) installiert. Der Börsenwert des Anlagenbauers beläuft sich aktuell auf 1,6 Milliarden €.

Erster Auftrag in der Balkanregion

Am Montagmorgen meldete Nordex nun, den ersten Auftrag aus Serbien erhalten zu haben. Das Unternehmen wird demnach im Frühjahr 2023 für den Windpark „Krivaca“ 22 Turbinen seiner neuen Delta4000-Serie über insgesamt 105 Megawatt (MW) liefern und errichten. Die Vereinbarung umfasst ebenfalls Service-Leistungen für die Anlage mit einer Laufzeit von 25 Jahren.

Der 150 Kilometer östlich von Belgrad gelegene Windpark wurde vom österreichischen Konzern Ivicom entwickelt und wird künftig von der serbischen MK Group und vom slowenischen Alfi Green Energy Fund betrieben. Mihailo Jankovic, CEO der MK Group, deutet indirekt an, dass sich Nordex mittelfristig auf Folgeaufträge aus dem Balkanstaat einstellen kann:

Als führendes Unternehmen in der Produktion von grüner Energie in der adriatischen Region expandieren wir weiter in diesem Bereich. Selbständig und in Joint Ventures entwickeln wir Windkraftprojekte mit einer Gesamtkapazität von 800 MW und Solarenergieprojekte von 660 MW. Dabei werden wir 1 Mrd. EUR in den nächsten 5 Jahren investieren.

Bund will Abstandsregeln für Windräder per Gesetz aushebeln

Die hohen Summen, die in Zukunft in allen Regionen Europas in grüne Energie investiert werden, machen deutlich, dass sich das politische Umfeld zuletzt dramatisch zugunsten der Branche gedreht hat. So herrscht auch in Deutschland parteiübergreifend Einigkeit darüber, dass sich die zuletzt ins Stocken geratene Ausweitung von Onshore-Windenergie deutlich beschleunigen muss.

Vergangene Woche gab die Bundesregierung bekannt, die Hürden für den Ausbau der Windenergie abbauen zu wollen. Bislang ist im Bundesgebiet weniger als 1% für Windenergie ausgewiesen. Um die verfügbare Fläche deutlich größer zu machen, plant Berlin offenbar, die Abstandsregeln für Windräder per Gesetz auszuhebeln.

Ziel ist es demnach, die Leistung der Windräder an Land bis zum Jahr 2030 mindestens auf 115 Gigawatt (GW) zu verdoppeln. Würde es gelingen, 2% des Landes für Windräder auszuweisen, wären sogar 165 GW möglich, heißt es in der Regierungserklärung.

Nordex rutscht 2022 wohl in die roten Zahlen ab

Während die mittelfristigen Aussichten angesichts des politischen Rückenwinds für Nordex rosig erscheinen, drückt der Schuh bei dem Unternehmen aktuell an einigen Stellen. Der Ukraine-Krieg und die globalen Lieferkettenprobleme machen dem Windkraftanlagenbauer offenbar besonders schwer zu schaffen. Das operative Geschäft wird Firmenangaben nach zudem von einem „Cyber-Vorfall“ von Ende März belastet. Der Vorfall hatte das Unternehmen demnach gezwungen, diverse IT-Systeme herunterzufahren.

Aufgrund dieser Herausforderungen haben die Hamburger Ende Mai ihren ohnehin schon bescheidenen Ausblick für das laufende Jahr abermals nach unten korrigiert. Der Umsatz soll nun in einer Spanne zwischen 5,2 und 5,7 Milliarden € liegen, zuvor war eine Bandbreite von 5,4 bis 6,0 Milliarden € geplant gewesen.

Außerdem dürfte Nordex auf Stufe EBITDA in die roten Zahlen rutschen: Bei der entsprechenden Marge rechnet der Vorstand nun in einem Bereich zwischen -4 und 0%. Zuvor lag die Prognosespanne noch bei +1 bis +3,5%.

Fazit: Aktionäre sollten geduldig bleiben

Für Nordex-Anleger war die Gewinnwarnung erneut eine bittere Pille. Seit ihrem Hoch Anfang März ist die Aktie um fast die Hälfte abgerutscht auf 9,33 €. Die jüngste Auftragsmeldung brachte ebenfalls keine Entlastung für den Kurs, der bis zum Mittag wieder mehr als 5,7% im Minus liegt.

Aufgrund der aktuellen Probleme des Unternehmens sollten Interessierte bei der hochvolatilen Nordex-Aktie meiner Meinung nach zunächst an der Seitenlinie bleiben. Investierten empfehle ich jedoch, geduldig zu bleiben. Mit einer überraschenden Kapitalmaßnahme im vergangenen Jahr hat der Windkraftanlagenbauer eine solide Bilanzstruktur für ein stärkeres und risikoärmeres Wachstum geschaffen.

Sobald sich die Rohstoff- und Logistikpreise stabilisiert haben und Nordex die Mehrkosten an seine Kunden weitergegeben hat, können in 24 bis 36 Monaten nachhaltige Gewinne sprudeln.

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