Die BASF-Aktie (WKN: BASF11) klettert am Vormittag um +2,2% auf 49,45 €. Der Chemieriese meldete am Morgen ein Erweiterungsprojekt, mit dem sich das Unternehmen in eine starke Ausgangsposition bringt, um von der weltweit ansteigenden Nachfrage der E-Autoindustrie an Batteriematerialien zu profitieren. Über den Ludwigshafenern schwebt jedoch weiterhin ein kolossales Damoklesschwert.

Die BASF SE mit Sitz in Ludwigshafen ist gemessen am Umsatz (2021: 79 Milliarden €) der größte Chemiekonzern der Welt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 111.000 Mitarbeiter an knapp 400 Produktionsstandorten in mehr als 80 Ländern. An der Börse hat der DAX-Titel derzeit einen Wert von 43 Milliarden €.

Erweiterung der Produktion von Batteriematerialien

Auch BASF hat längst begriffen, dass in der global schnell wachsenden Nachfrage nach Batteriematerialien der Elektroauto-Industrie ein Riesengeschäft schlummert. Um dieses Potenzial besser auszuschöpfen, erweitert BASF Shanshan Battery Materials (BSBM), ein chinesisches Joint Venture mit Mehrheitsbeteiligung der Ludwigshafener, nun seine Produktionskapazitäten an den Standorten Changsha und Shuizushan. Das gab der deutsche Chemieriese am Mittwochmorgen per Pressemitteilung bekannt.

Die neuen Kapazitäten will BSBM demnach bereits im Dezember-Quartal in Betrieb nehmen. Mit dem Erweiterungsprojekt wird das Joint Venture den Angaben nach eine jährliche Kapazität von 100 Kilotonnen für Kathodenmaterialien erreichen.

Die neuen Produktionslinien werden darauf ausgelegt sein, je nach Kundenanforderungen Nickel-Kobalt-Manganoxid-Kathodenmaterialien (NCM) mit hohen Nickelgehalten herzustellen sowie manganreiche NCM-Produkte, heißt es weiter.

Peter Schuhmacher, Leiter des Unternehmensbereichs Catalysts bei BASF, kommentierte:

Unsere manganhaltigen Produkte weisen im Vergleich zu anderen ternären Kathodenmaterialien ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Sie bieten den Kunden eine höhere Sicherheit bei niedrigeren Metallkosten. Denn Mangan ist das am häufigsten verfügbare Metall verglichen mit Kobalt oder Nickel, die in letzter Zeit erhebliche Preissteigerungen und -schwankungen erlebt haben.

BSBM wird in den neuen Fertigungslinien den Angaben nach außerdem erstmals in der Batterieindustrie Technologien zur Energierückgewinnung einsetzen – einschließlich Abgas-, Abwärme-, und Sauerstoffrecycling. Ferner werden im Rahmen des Erweiterungsprojekts „branchenführende Standards für die Prozessgestaltung, das Management der Produktionsumgebung und die Staubkontrolle“ eingeführt.

Öl- und Gastochter Wintershall Dea belastet den DAX-Konzern

BASF tut gut daran, auch im Bereich der Kathodenmaterialien eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen. Das erklärte Ziel des Chemieriesen ist es schließlich, eine konzernweite Kreislaufwirtschaft zu etablieren, um sein weiteres Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.

Natürlich müssten sich die Ludwigshafener zu diesem Zweck auch von Geschäftseinheiten trennen, die nicht mehr in das neue Selbstverständnis passen – wie die Öl- und Gas-Tochter Wintershall Dea. Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts ist dem BASF-Vorstand die Sparte für fossile Energieträger erst recht ein Dorn im Auge.

So musste der Chemie-Konzern für das Auftaktquartal aufgrund seiner Öl- und Gaseinheit einen unerwarteten Rückgang des Nettoergebnisses melden. Der Grund: Wintershall, das das Nord-Stream-2-Projekt mitfinanziert hatte, musste für die aufgegebene Ostseepipeline über eine Milliarde € abschreiben.

Die Trennung von seiner Old-Economy-Sparte mittels eines Börsengangs hat BASF aufgrund des Russland-Engagements des Gemeinschaftsunternehmens jedoch vorerst aufgegeben, erklärte das Unternehmen im April.

Weiterhin Sorgen um ein Gas-Embargo

Doch auch wenn die langfristige Strategie beim Chemieriesen stimmig ist, gibt das derzeitige Makro-Umfeld Anlass zur Sorge. Ende Februar hatte der Vorstand aufgrund von Materialknappheiten und steigenden Preisen für das laufende Jahr rückläufige Einnahmen und Margen angekündigt und damit einen Kursrutsch der Aktie verursacht.

Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine schwebt zudem ein massives Damoklesschwert über den Ludwigshafenern. Da BASF vorerst in hohem Maße vom Erdgas aus Russland abhängig bleiben wird, stellt der Krieg und der daraus resultierte Gaslieferstreit eine starke Belastung für den DAX-Konzern dar.

CEO Martin Brudermüller hatte schon im April vor den dramatischen Folgen eines Gas-Embargos für sein Unternehmen gewarnt. Würde der Kreml den Gashahn zur Hälfte zudrehen, drohe bereits ein Produktionsstopp im Ludwigshafener Werk – mit 40.000 Mitarbeitern der größte Chemie-Standort der Welt.

Politisches Risiko zu hoch

BASF hat sich mit seinem Joint Venture für Kathodenmaterialien in eine starke Ausgangsposition gebracht, um von der weltweit ansteigenden Nachfrage der E-Autoindustrie zu profitieren. Für ein Engagement in die Aktie der Ludwigshafener sprechen außerdem ein vergleichsweise niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (2022e: 9,7), ein üppiges Aktienrückkaufprogramm und eine der höchsten Dividendenrenditen im DAX (2022e: 7,2%).

Angesichts der politischen Risiken für den Chemiekonzern rate ich Interessierten aktuell jedoch dazu, bei der BASF-Aktie an der Seitenlinie zu bleiben. Wer bereits investiert ist, bleibt vorerst dabei und hofft auf eine baldige Deeskalation in der Ukraine.

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