Durch die Decke in einem stark belasteten Marktumfeld: Die Aktie von Valneva (WKN: A0MVJZ) hat heute ihren +20%-Höhenflug von gestern zunächst fortgesetzt. Zur Stunde fällt sie nach Gewinnmitnahmen unter 14 €. Können Anleger die Euphorie gelassen auskosten und darauf setzen, dass die Rallye weitergeht?

Valneva ist ein französisches Biotechunternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und betreibt Produktionsstätten in Österreich, Schottland und Schweden sowie Niederlassungen in Frankreich, Kanada und den USA.

Erste Standardzulassung in der EU

Mit seinem Totimpfstoff VLA 2001 verfügt Valneva über ein Vakzin gegen das Coronavirus, das jetzt wohl als erstes die Standardzulassung in der EU erhält. Bislang gibt es eine bedingte Zulassung in Großbritannien sowie Notfallzulassungen im Königreich Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. An der Börse hat das Unternehmen einen Wert von rund 1,52 Milliarden €.

Nach dem positiven Votum des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) steht jetzt für den Totimpfstoff VLA 2001 nur noch die endgültige Zustimmung der EU-Kommission aus. Diese dürfte lediglich Formsache sein. Das Vakzin hätte dann die Marktzulassung in allen EU-Mitgliedstaaten sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen.

„Wir hoffen“ sagt alles aus

Alles in Butter also? Leider müssen wir Wasser in den Wein gießen. Denn die Marktzulassung ist eine wichtige Sache – aber ob der Impfstoff tatsächlich in großen Mengen in der EU auf den Markt kommt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Nicht von ungefähr sagte CEO Thomas Lingelbach gestern:

Wir hoffen, dass die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten die potenziellen Vorteile eines inaktivierten Impfstoffs erkennen und eine bedeutsame Bestellung aufgeben werden.

„Wir hoffen“ sagt im Prinzip alles aus, denn mehr als hoffen kann Valneva derzeit nicht. Zuletzt sah es nämlich so aus, dass die EU-Kommission dazu tendierte, eben keine 60 Millionen Dosen zu bestellen, sondern den entsprechenden Vorabkaufvertrag kündigen wollte.

Wie viel nimmt die EU tatsächlich ab?

Die tatsächliche Abnahmemenge der EU ist das alles Entscheidende für den französischen Impfstoffhersteller. Der kann das Vakzin nur dann kostentechnisch in einem vernünftigen Rahmen produzieren, wenn er große Mengen verkaufen kann.

Letztlich bleibt also trotz der positiven Nachricht von gestern vorerst offen, ob Valneva tatsächlich mit den ursprünglich für dieses Jahr kalkulierten Umsätzen von 430 bis 590 Millionen € durch den Corona-Impfstoff rechnen kann.

Wenn ich ehrlich bin, bin ich da eher skeptisch. Warum sollte die EU-Kommission erst den Vorabkaufvertrag kündigen, also eben keine großen Mengen bestellen wollen, und jetzt zurückrudern?

Vielversprechende Pipeline und Pfizer als Partner

Keine Frage, das Unternehmen hat eine vielversprechende Pipeline, die wir mehrfach beleuchtet haben, unter anderem in diesem Artikel. Und zuletzt ist US-Pharma-Riese Pfizer als Großaktionär eingestiegen, was ebenfalls verheißungsvoll ist.

Gleichwohl ist Valneva derzeit an der Börse nach den Kursexplosionen der vergangenen Tage mit 1,5 Milliarden € bewertet, das ist bereits ziemlich üppig. Sollte der Corona-Impfstoff in großer Menge auf den EU-Markt kommen, dann wäre eine höhere Marktkapitalisierung durch entsprechende Umsätze und Gewinne unterfüttert, will heißen: Dann wären noch höhere Kurse drin.

Einfach mal Gewinne einstreichen…

Ich würde darauf als Anleger aber nicht setzen. Sondern mich über die schönen Gewinne freuen, sie einstreichen und mich aus dem Wert vorerst verabschieden oder allenfalls noch mit einer kleinen Restposition an Bord bleiben.

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