TUI (WKN: TUAG00) zahlt mit dem bei Investoren eingesammelten Kapital weiter peu à peu die staatlichen Corona-Hilfen und Kreditlinien zurück. Der Touristik-Riese rechnet in diesem Sommer zudem weiterhin mit einer Nachfrage über dem Stand von 2019 und verspricht der überwiegenden Mehrheit seiner Kunden einen reibungslosen Reiseverlauf. Die Aktie reagiert mit einem Plus von 2,5% auf 1,58 €. Auf Jahressicht ging es für den Titel aber mehr als -40% abwärts, weil für Anleger bei dem Unternehmen weiterhin die negativen Faktoren überwiegen.

TUI mit Doppelsitz in Berlin und Hannover ist der führende europäische Tourismuskonzern mit Reisebüros und -veranstaltern, Incoming-Agenturen, Hotels, Fluggesellschaften und Kreuzfahrtschiffen. Das Unternehmen beschäftigt rund 70.000 Mitarbeiter und führt etwa 27 Millionen Kunden. An der Börse hat der Touristik-Riese derzeit einen Wert von 2,75 Milliarden €.

Weitere Kredite und Staatshilfen zurückgezahlt

Wie angekündigt hat TUI weitere Staatshilfen aus den Corona-Programmen zurückgezahlt und Kreditlinien reduziert. Die Stille Einlage II über 671 Millionen € sei damit per Ende Juni vollständig und zuzüglich Zinsen zurückgezahlt worden, teilte der Tourismus-Riese am Freitag mit. Für die Rückerstattung nutzte das Unternehmen den Erlös aus der Kapitalerhöhung Mitte Mai sowie bestehende Barmittel.

Zudem hat TUI auch die bestehenden und aktuell nicht gezogenen KfW-Kreditlinien von 2,4 auf 2,1 Milliarden € reduziert. Firmenangaben nach erfolgte dies dank eines „sehr guten operativen Geschäfts“, mit dem der Reise-Konzern auf dem Weg zurück zu einem „normalen Unternehmen“ sei.

Als staatliche Hilfen bestehen nun noch die Stille Einlage I von 420 Millionen € und Optionsanleihen von 59 Millionen €, die jeweils in Aktien umwandelbar sind.

Die TUI-Aktie reagierte bis zum Mittag mit einem Plus von 2,5% auf 1,58 €. Trotz des Aufschwungs in der Branche ist der Titel auf Jahressicht jedoch um -40% abgerutscht. Vor knapp 18 Monaten stand der Kurs sogar noch über 4 €.

TUI verspricht: Kein Flugchaos für Kunden

Nach einigen Kapitalerhöhungen steht TUI finanziell wieder deutlich besser da als noch vor einem Jahr. Dank einer starken Buchungsdynamik in den vergangenen Monaten haben sich zudem die Umsätze kräftig erholt und die Cash-Position des Unternehmens zusätzlich gestärkt.

Trotz Flugchaos an den deutschen Airports hofft der Touristik-Riese auf eine Feriensaison nahe des Vorkrisenniveaus. Für das September-Quartal plant der Reise-Konzern mit einer weiteren Einnahmenverdopplung auf einen Rekordwert von knapp 8 Milliarden €.

So gehen die Hannoveraner davon aus, dass TUI-Urlauber, bei denen vor allem Ziele ums Mittelmehr gefragt sind, um die Warteschlangen, Verspätungen und Flugstreichungen herumkommen werden. TUI Deutschland-Chef Stefan Baumert sagte diese Woche:

Trotz aller Herausforderungen aufgrund von Personalengpässen in der Branche werden die Ferien für die überwiegende Mehrheit reibungslos verlaufen.

Viele Baustellen

Für TUI-Anleger überwiegen derzeit dennoch die negativen Faktoren. So haben die Kapitalmaßnahmen den Wert für Altaktionäre beträchtlich verwässert. Außerdem plagen die Branche neben dem Personalmangel weitere Probleme, die das kurz- und mittelfristige Wachstum schnell wieder zum Erliegen bringen können.

Zum einen führen die gestiegenen Energiepreise unweigerlich zu höheren Treibstoffkosten für TUI, was wiederum über die Ticketpreise an die Kunden weitergegeben werden dürfte. Hinzu kommt: Flüge von Europa nach Asien müssen nun umgeleitet werden, um den russischen Luftraum zu umgehen, was zu längeren Flugzeiten und letztlich ebenfalls zu höheren Ticketpreisen führt. Die Gefahr: Die höheren Kosten für das Urlaubsangebot von TUI könnten potenzielle Kunden nun abschrecken.

Im Kreuzfahrtsegment sind die Aussichten zudem weiterhin trüb. Google-Trends-Daten zeigen, dass entsprechende Suchanfragen weltweit immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen. Bei Kreuzfahrtschiffen sorgen sich die Menschen offenbar weiterhin sehr um Covid-Ausbrüche. Schließlich besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass Kreuzfahrten coronabedingt gestrichen werden.

Reiseaktien für mich kein Kauf

Mitte März hätte ich mir noch einen Wiedereinstieg in den Reisesektor vorstellen können, allerdings war aus meiner Sicht der Airline-Verbund Lufthansa die bessere Option. Bei dem Kranich-Konzern gab es bereits Hinweise auf eine nachhaltige Stabilisierung der Geschäfte. Zudem könnten in diesem Jahr eine Übernahme der italienischen Airline ITA und ein Börsengang der Wartungstochter für die Kranich-Aktie zusätzlich den Kursturbo zünden.

Allerdings versinkt die Lufthansa derzeit aufgrund des Personalmangels im Chaos. Die rund 2.000 ausländischen Hilfskräfte, die bei Gepäckabfertigung, Check-in und Sicherheitskontrollen die gröbste Not abmildern sollen, werden wohl erst im August zum Einsatz kommen – und damit für das Feriengeschäft an vielen Flughäfen schon zu spät.

Angesichts dieser Entwicklung werde ich den Reisesommer als Anleger weiter von der Seitenlinie betrachten. Investierte müssen sich hingegen überlegen, ob sie geduldig bleiben wollen oder doch die Reißleine ziehen.

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